Presseinformation 30. September 2024
Iqony prüft Abwärmenutzung
Wenn E.ON im Essener Stadthafen einen Elektrolyseur baut, könnte die entstehende Abwärme für die lokale Fernwärmeversorgung genutzt werden
Essen. Das Essener Energieunternehmen E.ON hatte jüngst Pläne vorgestellt, im Essener Stadthafen ab 2027 einen Elektrolyseur betreiben zu wollen. Iqony Fernwärme untersucht, inwieweit die bei der Wasserstofferzeugung entstehende Abwärme für das lokale Fernwärmenetz nutzbar gemacht werden kann.
Die Nutzung von Abwärme aus industriellen Prozessen gehört schon seit Langem zum Geschäft der Fernwärmeversorgung. Wenn es technisch und wirtschaftlich machbar ist, die in industriellen Prozessen unvermeidbar anfallende Wärme für die Fernwärmeversorgung zu erschließen, sorgt das für einen geringeren Ressourcenverbrauch bei der Fernwärme – und damit für eine Absenkung von Treibhausgasemissionen.
„Wir sind bereits seit längerem dabei, konkrete Szenarien zu entwickeln, wie wir unsere Kundinnen und Kunden in den nächsten Jahren schrittweise immer klimaschonender und zugleich versorgungssicher und weiterhin wettbewerbsfähig mit Fernwärme versorgen können“, sagt Matthias Ohl, Sprecher der Geschäftsführung der Iqony Fernwärme GmbH. Ziel ist es, bis 2040 eine vollständig klimaneutrale Wärmeversorgung zu erreichen.
Neue Wärmequellen und flexibler Einsatz
Damit dies gelingt, braucht es zahlreiche alternative Wärmequellen und technische Lösungen, um deren Einsatz flexibel gestalten zu können. „Wärme aus der Industrie fällt nicht immer genau dann an, wenn im Netz Wärme benötigt wird. Daher setzen wir für die Zukunft verstärkt auf Wärmespeicher. Sie nehmen Wärme auf, wann immer sie anfällt und nicht unmittelbar verbraucht wird, und können sie später bereitstellen, wenn entsprechender Bedarf besteht“, erläutert Matthias Kuhles, technischer Geschäftsführer der Iqony Fernwärme.
Im konkreten Fall der geplanten Elektrolyse kommt ein weiterer wirtschaftlicher Vorteil hinzu: „Nach heutiger Marktlage werden Elektrolyseure zukünftig vor allem dann Wasserstoff produzieren, wenn viel Strom aus Wind- und Sonnenenergie im Netz ist und die Strompreise daher eher niedrig sind“, so Matthias Kuhles: „Weil wir die dabei anfallende Abwärme vor ihrem Einsatz in unserem Fernwärmenetz aber noch mittels ebenfalls strombetriebener Wärmepumpen auf ein höheres Temperaturniveau bringen müssen, profitieren auch wir in diesem besonderen Fall von den im Vergleich günstigen Strompreisen. Das macht das Projekt auch für uns in besonderer Weise interessant.“
Iqony setzt zur Abwärmenutzung auf Kooperationen mit der Industrie
Auf dem Weg zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung hat Iqony zuletzt bereits Kooperationen mit der Essener Aluminiumhütte von Trimet oder dem Karnaper Müllheizkraftwerk von RWE geschlossen bzw. verlängert; weitere Projekte zur Erschließung von Abwärmequellen in der Region sind in Vorbereitung.
„Die Überlegungen, auch die bei der Elektrolyse anfallenden Abwärmemengen des Wasserstoffprojekts von E.ON im Stadthafen zu erschließen, würden dessen Energiebilanz und auch Wirtschaftlichkeit noch weiter verbessern“, so Matthias Ohl. Insofern könne das Vorhaben am Ende ein Baustein von mehreren für eine erfolgreiche, lokale Wärmewende hin zu einer klimaneutralen Versorgung in Essen sein.
Mit Blick auf das Thema Abwärmenutzung im Ruhrgebiet insgesamt unterstreicht Matthias Ohl: „Projekte zur Erschließung industrieller Abwärme schlagen mit Blick auf die Region gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Sie verbessern die wirtschaftliche Grundlage für die Industrie, sorgen damit für sicherere Beschäftigungsperspektiven und tragen zugleich zu mehr Klimaschutz bei, indem die eingesetzte Energie gleich mehrfach genutzt wird.“ Dies sei ein Win-Win-Situation für alle Beteiligten und entsprechende Projekte verdienten daher gerade auch politisch entsprechende Unterstützung.
Technische und wirtschaftliche Machbarkeit wird untersucht
Im konkreten Fall untersucht Iqony nun parallel zur laufenden Machbarkeitsstudie von E.ON für das Elektrolyseur-Projekt insgesamt die Umsetzbarkeit der Wärmeauskopplung noch einmal gesondert. Entsprechende Ergebnisse sind etwa bis Mitte kommenden Jahres zu erwarten.